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Fisch des Jahres

Fisch des Jahres 2021: Der atlantische Hering (Clupea harengus)

 (©Bild DAFV, Eric Otten)

 

Der Hering (Clupea harengus) wird Fisch des Jahres 2021

  • Einer der häufigsten Fische weltweit – Bestand in der Ostsee in Gefahr
  • Art mit zentraler Rolle im marinen Ökosystem
  • Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST)

Bonn/Berlin, 01. Dezember 2020: Der Hering ist Fisch des Jahres 2021. Gewählt wurde er gemeinsam vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST). Der Hering ist eine häufige und weit verbreitete Fischart, von der die kommerzielle Fischerei jährlich bis zu hunderttauend Tonnen fängt. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres sollen der Hering und seine Gefährdung, aber auch die bedrohte biologische Vielfalt im Meer verstärkt Aufmerksamkeit erhalten.

„Der Atlantische Hering spielt in den Ökosystemen unserer Meere, ob in Nord- und Ostsee oder im Nordatlantik, eine entscheidende Rolle: Er stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen verschiedenen Ebenen des Nahrungsnetzes dar und dient zum Beispiel als Nahrungsgrundlage für Dorsche, Robben und Schweinswale“, erklärt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „Der Erhalt der Heringsbestände ist eine wichtige Grundlage, um die biologische Vielfalt der Meere mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren. Die Fangmengen der kommerziellen Fischerei und der Freizeitfischerei müssen sich daher an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren, um eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Nutzung des Heringsbestandes zu ermöglichen. Weitere zentrale Bausteine zur Erholung der Heringsbestände sind die Reduzierung der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und des klimawandelbedingten Anstiegs der Meerestemperatur.“

Kaum eine andere Fischart hat eine so große wirtschaftliche Bedeutung wie der Hering – und dies schon seit mehr als 1000 Jahren, als die Möglichkeit der Konservierung von Heringen durch Salz entdeckt worden war. Im Jahr 2018 wurden in der kommerziellen Fischerei in Deutschland 69.000 Tonnen Heringe angelandet, 52.000 Tonnen davon wurden außerhalb deutscher Hoheitsgewässer gefangen. Der Marktanteil von Hering und Heringsprodukten liegt aktuell bei 15 bis 20 Prozent aller Fischprodukte und der Pro- Kopf-Verzehr bei ungefähr zwei Kilogramm pro Jahr. Damit liegt der Hering auf Platz 4 der Liste der beliebtesten Speisefische.

Auch für die Freizeitfischerei hat der Hering eine große Bedeutung. Nach Abschätzungen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei betragen die Heringsfänge der Freizeitangler an den deutschen Küsten der Ostsee jährlich rund 1.500 Tonnen.

„Der Fang von Heringen bietet der Bevölkerung in Deutschland über die Freizeitfischerei eine Möglichkeit Fische auf einfache Art und Weise für den Eigenbedarf zu fangen. In Zeiten der Covid-19-Pandemie mit eingeschränkter Reisetätigkeit und verstärkten Kontaktbeschränkungen suchen die Menschen auch verstärkt Erholung in der Natur im eigenen Land“, erklärt Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbands e.V.

Obwohl es sich eigentlich um eine sehr häufige Fischart handelt, ist der Laicherbestand des frühjahrslaichenden Herings der westlichen Ostsee von 300.000 Tonnen in den 1990er Jahren auf 60.000 Tonnen im Jahr 2020 gesunken. Seit 2006 befindet sich der Hering außerhalb sicherer biologischer Grenzen, das heißt, seine erfolgreiche Fortpflanzung ist akut gefährdet. Seit 2019 empfiehlt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) daher die Fischerei in der westlichen Ostsee vorübergehend einzustellen, um eine Erholung zu ermöglichen. Der zuständige Europäische Fischereirat hat die Fangquoten für die Berufsfischerei in den letzten Jahren abgesenkt, zuletzt im Oktober 2020 um 50 Prozent.

Neben der Fischerei gefährdet die klimawandelbedingte Erhöhung der Meerestemperatur den Fortpflanzungserfolg des Heringsbestandes in der westlichen Ostsee. Durch die hohen Temperaturen im Frühjahr schlüpfen die Larven bevor ausreichend Nahrung verfügbar ist – sie verhungern. Die hohen Nährstoffkonzentrationen in der Ostsee, maßgeblich durch die Düngung in der Landwirtschaft und über die Flüsse ins Meer gebracht, führen zu einem starken Wachstum einzelliger Algen und weniger Licht im Wasser. Größere Algen können daher nicht mehr wachsen und den Heringen fehlt in Folge das für die Fortpflanzung nötige Laichsubstrat. So hat zum Beispiel im Greifswalder Bodden, einem der wichtigsten Laichgebiete für den frühjahrslaichenden Hering, die Bedeckung des Meeresbodens mit höheren Wasserpflanzen auf etwa sieben Prozent der ursprünglichen Fläche abgenommen.

 

Hintergrund

Der Atlantische Hering ist eine Schwarmfischart mit silbrigem Schuppenkleid. Er kann eine maximale Länge von 45 Zentimetern und ein Gewicht bis zu einem Kilogramm erreichen, bleibt aber mit etwa 30 bis 35 Zentimetern und einem Gewicht von 120 bis 200 Gramm meist deutlich kleiner. Der Hering hat keine erkennbare Seitenlinie. Nur die ersten fünf Schuppen nach dem Kiemendeckel haben entsprechende Öffnungen. Entlang einer gedachten Seitenlinie befinden sich etwa 60 Schuppen. Zum Auffinden von Nahrung und zur Orientierung dient ein aus vier verknöcherten Röhren bestehendes Kopfkanal-System, das druckempfindliche Zellen aufweist. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zur ähnlichen Sprotte sind die hinter dem Beginn der Rückenflosse ansetzenden Bauchflossen.

Die westliche Verbreitungsgrenze des Atlantischen Herings liegt in den USA (South Carolina). Das Vorkommen erstreckt sich dann über das südliche Grönland und Island bis Spitzbergen und das russische Nowaja Semlja bis in die Ostsee und den Golf von Biskaya.

Heringsschwärme können mehrere Tausend Fische umfassen. Sie leben im Freiwasser der Meere und halten sich meist in Tiefen von 150 bis 350 Metern auf. Abends wandern sie zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche. Heringe fressen Zooplankton, das sie aktiv jagen, können aber bei entsprechendem Nahrungsangebot auch zu einer filtrierenden Nahrungsaufnahme übergehen.

Zum Laichen kommen einige Heringsbestände bis dicht an die Ufer in flache Wasserzonen. Dabei unternehmen sie teilweise weite Wanderungen zwischen ihren Fortpflanzungs- und Nahrungsgebieten. Unterschiedliche Bestände des Herings laichen zu unterschiedlichen Zeiten. Man unterscheidet Frühjahrs- und Herbstlaicher. In der Ostsee sind Heringe ausgesprochen salzgehaltstolerant und laichen noch im nördlichen Bottnischen Meerbusen bei einer Salinität von unter 2 PSU (Practical Salinity Units). Hier wachsen sie allerdings sehr langsam. In den meisten Fällen findet die Paarung der Heringe in flachen Wasserschichten statt. Rogner, die Weibchen, geben dabei zwischen 20.000 bis 50.000 Eier ab, die an Pflanzen als Substrat haften. Die Befruchtung durch die Männchen erfolgt anschließend. Eine Brutpflege wird nicht betrieben.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: https://fisch-des-Jahres.dafv.de

 

Weitere Informationen:

Deutscher Angelfischerverband e.V.
www.dafv.de
Bundesamt für Naturschutz
www.bfn.de
Hauptgeschäftsstelle Berlin Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel.: 030/97104379, Fax: 030/97104389 Tel.: 0228/8491-4444, Fax: 0228/8491-1039
E-Mail: info@dafv.de E-Mail: presse@bfn.de

 

Die Nase (Chondrostoma nasus) ist Fisch des Jahres 2020

                                             ( Bild © Rainer Kühnis)

Anders als Forelle, Stichling oder Aal ist die Fischart Nase in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Mit der Wahl dieser in Deutschland regional stark gefährdeten und lokal bereits verschwundenen Fischart machen der Deutsche Angelfischerverband (DAFV), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) auf eine bedrohte Fischart aufmerksam, die für Flüsse mit kiesigem bis felsigem Untergrund in der sogenannten Äschen- und Barbenregion typisch ist.

Bestände stark zurückgegangen

Die Nase hat ihren Namen von dem nasenähnlich geformten Aufsatz auf ihrer Oberlippe, eine Anpassung an ihre Lebensweise. Sie ist ein Friedfisch, ernährt sich von Algen, die sie von Steinen und Kiesbetten abweidet. So wie Schnecken die Glasscheiben im Aquarium putzen, so hält die Nase glatte Oberflächen im Gewässer algenfrei. Sie war noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Fisch, der in schnell fließenden Gewässern sehr häufig vorkam, und auch „Brotfisch“ der Berufsfischer an der Donau genannt wurde. Heute sind Schwärme von hundert Fischen bereits eine Seltenheit. Weil die Laichhabitate entweder nicht mehr funktionsfähig sind oder aufgrund von Querbauwerken nicht mehr erreicht werden können, kann in geeigneten Gewässern der Besatz mit gezüchteten Jungtieren sinnvoll sein. Auch auf Verschmutzungen der Gewässer durch Schadstoffe sowie übermäßige Feinsedimenteinträge reagieren Nasen empfindlich.

„Nasen gehören wie auch die Barben zu den Karpfenfischen. Beim Abweiden der Algen von Steinen und Kies lagern sie den Gewässergrund um und verhindern damit die Bildung von Faulschlamm. Kiesbetten dienen vielen Fischarten, den Nasen und Barben aber auch den Salmoniden wie dem Lachs als Laichbetten. Nasen haben somit eine wichtige Funktion in unseren Fließgewässern. Ohne geeignete Laichhabitate können Fische nicht ablaichen und sich nicht vermehren. Für die Vermehrung der vielen Kieslaicher unter den Fischen ist ein guter Bestand an Nasen eine wichtige Voraussetzung,“

Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes

„Um den Schutz der Nase zu verbessern, müssen Wanderhindernisse in den Flüssen abgebaut oder passierbar gemacht werden und naturnahe Ufer, Kies- und Schotterbänke wiederhergestellt werden. Dies fordert auch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie für unsere Flüsse. Nur wenn die ganze Vielfalt von Strukturen und Lebensräumen vorhanden und erreichbar ist, können sich die Fischbestände – nicht nur die der Nase – langfristig wieder erholen. Die Nase steht daher stellvertretend für die gesamte Fischartengemeinschaft“

Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

Zahlreiche Studien belegen, dass die Verbauung von Gewässern die wichtigste Ursache für den Rückgang der Nasenpopulationen ist. Die Schwärme erreichen keine geeigneten Laichplätze, sodass sie sich nicht mehr fortpflanzen und die Populationen überaltern. Angesichts der regional starken Bedrohung ist es dringend erforderlich, die Forderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie weiter zügig in Maßnahmen umzusetzen und die Gewässer wieder durchgängig zu machen und natürlicher zu gestalten.

Dass dies Erfolg haben kann und Nasenpopulationen sich erholen, zeigen die wenigen Beispiele, in denen ein Rückbau von Wehren stattgefunden und sich dadurch die Bestände wieder deutlich erholt haben. Die Nase kann daher als ein guter Indikator für den Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen angesehen werden.

Hintergrund

Die Nase kommt in Mitteleuropa nördlich der Alpen bis nach Osteuropa vor. Sie ist eine zu den karpfenartigen Fischen (Cyprinidae) gehörende Art, die in der Barben- und Äschenregion großer Ströme wie der Donau oder dem Rhein vorkommt. Sie wird bis zu 50 cm groß, kann Gewichte bis 2000 g erreichen, bleibt aber im Normalfall deutlich kleiner. Mit dem scharfkantigen Unterkiefer weiden die Nasen Algen vom Bodensubstrat ab und nehmen bodenlebende Kleintiere wie Insektenlarven oder Krebstierchen auf. Das Schuppenkleid ist silbrig, am Rücken etwas dunkler und bäuchlings heller gefärbt. Typisch ist das Aufblitzen des silbrigen Schuppenkleids bei der Nahrungsaufnahme, wenn sich die Nase seitlich wegdreht, um die Algen abzuziehen. Nasen leben natürlicherweise in Schwärmen von mehreren hundert Exemplaren.

Nasen laichen im Frühjahr von März bis Mai und unternehmen dabei Wanderungen von mehreren hundert Kilometern in den Fließgewässern. Laichplätze sind flach überströmte Bereiche in kleineren Seitenbächen. Hier werden 20.000 bis 100.000 ca. 1,5 mm große Eier/Weibchen in vorher geschlagene Laichgruben abgelegt. Die Larven leben zunächst im Kieslückensystem und ziehen dann als Planktonfresser an ruhigere Gewässerstellen. Das Schlagen der Laichgruben in den flachen Gewässern ist oftmals als deutliches, lautes Plätschern zu hören, vor allem dort, wo noch hunderte Nasen gleichzeitig laichen.

Mehr Informationen finden Sie in dem pdfFlyer zum Fisch des Jahres 2020: Die Nase

Gemeinsame Pressemeldung des Deutsche Angelfischerverband (DAFV) e.V. und das Bundesamt for Naturschutz.

 

 

Fisch des Jahres 2019

Atlantischer Lachs

Atlantischer Lachs

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) gehört zur Gattung der Lachse und lebt größtenteils im Atlantischen Ozean. Im Spätherbst ziehen die Lachse jedoch weit die Flüsse Europas und Nordamerikas hinauf, um an den Oberläufen zu laichen. Die Fische können bis zu 1,5 Meter lang werden und benötigen zum Laichen Kiesgründe. Am Ende dieser „Laichwanderungen“ legen die Weibchen ihre Eier ab, und die Männchen befruchten diese. Da die Wanderung und der Laichakt für die Tiere sehr anstrengend ist und sie zudem häufig auf dem Weg keine Nahrung aufnehmen, stirbt der größte Teil der Lachse an Erschöpfung oder dadurch begünstigten Krankheiten, bevor er das offene Meer wieder erreicht.

Die Jungfische schlüpfen je nach Wassertemperatur nach ein bis fünf Monaten. Im Alter von etwa einem Jahr sind sie stark genug, um in die Ozeane zu wandern. Nach einigen Jahren kehren auch sie wieder zu ihrem Geburtsort zurück, um ihrerseits dort zu laichen.

Der Atlantische Lachs ist in Deutschland 1992, 2000[1] und 2019[2] sowie in der Schweiz 2015[3] zum Fisch des Jahres ernannt worden.

 

Beschreibung

Atlantische Lachse sind nach zwei Jahren im Meer durchschnittlich 71–76 cm lang und 3,6–5,4 kg schwer[4], wobei einzelne Exemplare auch größer werden können.

Die Färbung junger Atlantischer Lachse gleicht nicht der adulten Färbung. Während sie im Süßwasser leben, haben sie blaue und rote Punkte. In der Reifephase nehmen sie einen silbrig-blauen Schimmer an. Die adulten Tiere erkennt man am besten an den mehrheitlich oberhalb des Seitenlinienorgans liegenden schwarzen Punkten. Die Schwanzflosse ist jedoch gewöhnlich nicht gepunktet. In der Paarungszeit nehmen Männchen eine leicht grüne oder rote Färbung an. Der Lachs hat einen spindelförmigen Körper und gut entwickelte Zähne.

Namen

Neben den Artnamen bestehen für den Atlantischen Lachs auch umgangssprachliche Bezeichnungen für die verschiedenen Altersformen. Als „Parr“ bezeichnet man Lachse, die höchstens zwei Jahre alt sind und sich von den „Smolts“ durch ihre „Parr – Zeichnung“ (dunkle senkrechte Balken auf den Flanken) unterscheiden. In älteren Aufzeichnungen werden solche Junglachse auch „Sälmling“ genannt. Als „Smolt“ bezeichnet man junge Lachse (aber auch Meerforellen) auf ihrer ersten Reise ins Meer. In diesem Stadium sind die Fische meistens überwiegend silberfarben. „Grilse“ ist der Name der Lachse, wenn sie zum ersten Mal zum Laichen aus dem Meer zurück in die Oberläufe der Flüsse aufsteigen. Gewöhnlich hat der Lachs zuvor eineinhalb bis zwei Jahre im Meer verbracht. Zunächst kommt er als „Blanklachs“, bis er zum farbigen Lachs wird und die Männchen schließlich den Laichhaken („Hakenlachs“) ausbilden.

Verbreitung und Lebensraum

Die Verbreitung des Atlantischen Lachses hängt von der Wassertemperatur ab. Wegen der globalen Erwärmung wird das baldige Verschwinden gewisser südlicher Populationen in Spanien und anderen warmen Ländern erwartet. Vor menschlichem Eingreifen waren Flüsse in Europa und an der Ostküste Nordamerikas die natürlichen Brutstätten des Atlantischen Lachses. Als Nordamerika von Europäern besiedelt wurde, wurden Eier mit dem Zug an die Westküste gebracht und dort in die Flüsse eingeführt. Es gab auch andere Bestrebungen, den Atlantischen Lachs in neue Siedlungsgebiete einzuführen, wie z. B. in Neuseeland. Weil es in Neuseeland keine geeigneten Meeresströmungen gibt, scheiterten die meisten dieser Versuche. In Neuseeland gibt es zumindest eine lokale Population des Atlantischen Lachses, die aber nie ins Salzwasser gehen („landlocked“).

 

Verbreitung des atlantischen Lachses

Junge Lachse verbringen ein bis vier Jahre in ihrem Heimatfluss. Wenn sie groß genug sind (ca. 15 cm), machen sie eine physiologische Veränderung durch, bei der sie die an Flüsse angepasste Schutzfärbung mit großen grauen Punkten zu einer ans Meer angepassten Schutzfärbung mit schimmernden Seiten ändern. Sie unterliegen auch gewissen inneren Veränderungen, d. h., sie passen sich der veränderten Osmose beim Übergang von Süßwasser zu Salzwasser an. Am Schluss beenden die „parr“, die jungen Lachse, ihre Veränderungen mit dem Schwimmen mit dem Strom anstatt gegen den Strom. Wenn diese Verhaltensänderung stattfindet, werden sie nicht länger „parr“, sondern „smolt“ genannt. Wenn die „smolts“ das Meer erreichen, folgen sie den Strömungen an der Meeresoberfläche und ernähren sich von Plankton oder Bruten anderer Fischarten, wie z. B. Hering. Während sie im Meer sind, können sie sich mit dem Seitenlinienorgan am magnetischen Erdfeld orientieren.

Nach einem Jahr mit gutem Wachstum lassen sie sich von den Oberflächenströmungen zurück zu ihrem Heimatfluss transportieren. Es ist eine falsche Vorstellung, dass Lachse im Meer tausende Kilometer schwimmen; sondern sie „surfen“ mit Hilfe der Meeresströmungen. Wenn sie ihren Heimatfluss erreichen, erkennen sie ihn eventuell durch olfaktorische Wahrnehmung; nur 5 % der Atlantischen Lachse wandern den falschen Fluss hoch. Somit besteht der Lebensraum Atlantischer Lachse aus dem Fluss, in dem sie geboren sind, und den Strömungen der Meeresoberfläche, die mit diesem Fluss in einem Kreislauf verbunden sind.

Im 20. Jahrhundert verschwanden wilde Lachspopulationen in vielen Flüssen wegen Überfischung und Lebensraumveränderungen.[5] Bis ins Jahr 2000 ist die Anzahl Atlantischer Lachse auf einen kritisch geringen Stand gefallen.[6]

Lebenszyklus und Wanderung

Die meisten Atlantischen Lachse folgen einem laichplatzbezogenen Wanderungsschema[7], in dem die Ernährung und das Wachstum größtenteils im Salzwasser stattfindet. Zum Laichen hingegen kehren adulte Lachse zurück in einheimische Süßwasserflüsse, in denen die Jungtiere aus den Eiern schlüpfen und verschiedene Wachstumsphasen durchlaufen.

Atlantische Lachse brauchen kein Salzwasser. Es gibt Beispiele von Populationen, die ausschließlich im Süßwasser leben (“landlocked”).[7] In Nordamerika sind diese Lachsstämme bekannt als „ouananiche“.

Süßwasser-Phase

 

Die Süßwasser-Phase Atlantischer Lachse variiert je nach Flusslage zwischen ein und acht Jahren.[8]

Das erste Stadium ist das „alevin“-Stadium, in welchem die Fische in der Brutstätte bleiben und sich von den verbliebenen Nährstoffen aus dem Dottersack ernähren. Während dieser Phase entwickeln sich ihre Kiemen und sie werden aktive Jäger. Als nächstes kommt das „fry“-Stadium, in dem die Fische wachsen und die Brutstätte verlassen, um Futter zu suchen. In dieser Zeit gehen sie in Regionen mit höherer Beutekonzentration. Das finale Süßwasserstadium ist ihre Entwicklung zum „parr“, wo sie sich auf die Wanderung in den Atlantischen Ozean vorbereiten.

Während dieser Zeit sind Atlantische Lachse sehr anfällig gegenüber Räubern. Fast 40 % werden schon allein von Lachsartigengefressen. Weitere Räuber sind andere Fische und Vögel.

Salzwasser-Phase

Wenn „parrs“ sich zu „smolts“ entwickeln, beginnen sie ihre Wanderung in den Atlantischen Ozean, welche größtenteils zwischen März und Juni stattfindet. Die Wanderung ermöglicht eine Akklimatisierung an die ändernde Salinität. Wenn sie bereit sind, verlassen die jungen „smolts“ den Heimatfluss. Dafür bevorzugen sie Ebbe.

Wenn sie ihre Heimatflüsse verlassen haben, durchlaufen sie während ein bis vier Jahren im Ozean eine Periode schnellen Wachstums. Typischerweise wandern Atlantische Lachse von ihren Heimatflüssen zu einer Region in der Kontinentalplatte von Westgrönland. Während dieser Zeit sind sie speziell gefährdet durch Räuber, wie z. B. Mensch, RobbeGrönlandhaiRochenDorsch und Heilbutt. Gewisse Delphine wurden beobachtet, wie sie mit toten Lachsen spielen, aber es ist noch unklar, ob sie sie auch fressen. Sobald sie mehr als 250 g wiegen, sind sie nicht mehr leichte Beute für Vögel und andere Fische, obwohl Kegelrobben und Seehunde sie weiterhin jagen. Die Überlebensrate beträgt jetzt zwischen 14 und 53 %.[5]

Dann sind die Atlantischen Lachse auch groß genug und bereit, in ihr ursprüngliches Süßwasserhabitat zurückzukehren. Sie wechseln ins „grilse“-Stadium. Nach Beginn der Wanderung in ihre Heimatgewässer hören die Lachse vor dem Laichen ganz mit Fressen auf. Es ist noch weitgehend unbekannt, inwiefern der Geruch – die exakte chemische Zusammensetzung des Flusses – eine wichtige Rolle für die Rückkehr des Lachses an seinen Heimatort spielt.

Ernährung

Junge Lachse beginnen innerhalb weniger Tage sich selbst zu ernähren. Sobald der Dottersack aufgebraucht ist, beginnen sie zu jagen. Die Jungfische starten mit sehr kleinen wirbellosen Tieren und wenn sie größer werden, fressen sie gelegentlich auch kleinere Fische. Während dieser Zeit jagen sie auf dem Grund und in der Strömung. Gewisse fressen Lachseier. Die häufigste Nahrung sind KöcherfliegenKriebelmückenEintagsfliegen und Steinfliegen.

Als adulte Lachse ernähren sie sich von größerer Nahrung, wie z. B. arktischer Tintenfisch, SandaalFlohkrebsEismeergarnele und manchmal Hering. Die Größe ihrer Beutetiere nimmt enorm zu.[5]

Verhalten

Von „fry“ und „parr“ sagt man, sie seien territorial, aber es gibt keine konklusiven Nachweise, dass sie ihre Territorien verteidigen. Auch wenn sie untereinander Aggressivität zeigen, ist ihre soziale Hierarchie immer noch unklar. Oft bewegen sie sich als Schwarm weiter, wenn sie das Mündungsgebiet ihres Heimatflusses verlassen.

Adulte Atlantische Lachse gelten als viel aggressiver als andere Lachse und greifen eher andere Fische an. Man spricht von einem Problem, wenn Lachse eine invasive Bedrohung geworden sind und einheimische Lachse angreifen, so z. B. Königslachs und Silberlachs.[5]

Die Situation in Deutschland

In Deutschland war Salmo salar bis in das 20. Jahrhundert hinein heimisch. Er laichte in den Zuflüssen des Rheins, wie zum Beispiel der Sieg. Der Rhein galt damals als wichtigster und größter Lachsfluss Europas. Noch heute erinnern Ortsnamen wie Salmtal sowie Wappen oder Gasthäuser an die damalige große Bedeutung des Rheinlachses.

Durch den Eingriff des Menschen in das Ökosystem der Fließgewässer ging die Lachspopulation stark zurück. Gründe waren Überfischung oder die Umgestaltung der Flüsse. Auch die Einleitung von Industrieabwässern verschlechterte die Lebensbedingungen für zahlreiche Fischarten. So verschwanden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts alle Lachse aus dem Rhein und seinen Zuläufen. Im Jahr 1950 verschwand dann auch der letzte Lachs aus der Sieg.

Im Jahr 1987 wurde von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheines (IKSR) das „Lachs-2000-Projekt“ beschlossen, welches den Lachs in deutschen Flüssen wieder heimisch machen sollte. Es war insofern erfolgreich, dass die Wasserqualität stark verbessert (was aber nicht gut bedeutet) werden konnte und erste Rekonstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet wurden, z. B. der Beginn mit Entfernungen von Wanderhindernissen. Das Ziel des Nachfolge-Projekts „Lachs 2020“[9] sind Lachspopulationen, die sich im Rhein-System selbst erhalten können.[10] Heute ist der Lachs wieder vereinzelt im Rhein und seinen Zuläufen sowie in der Elbe anzutreffen. Es wird aber noch Jahrzehnte dauern, bis es wieder selber reproduzierende Lachspopulationen gibt. Im Moment werden jährlich hunderttausende Junglachse ausgesetzt, wovon naturgemäß nur ein Bruchteil wiederkehrt.

In den baden-württembergischen Flüssen KinzigAlb und Murg fand man 2011 wieder laichende oder lebende Lachse bzw. mehrere Laichplätze. Auch in der Wupper laichen seit 2014 wieder Lachse.

Für Süßwasserhabitate wurde ihm gesetzlicher Schutz gemäß FFH-Richtlinie eingeräumt.

Gentechnisch veränderte Lachse

Als erstes gentechnisch verändertes Tier, das zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, könnte ein transgener Atlantischer Lachs verwendet werden. Die gv-Lachse mit dem Markennamen AquAdvantage verfügen über ein Gen für ein Wachstumshormon aus einer anderen Lachsart (Königslachs) und ein weiteres Gen aus der an kalte Meeresregionen angepassten Fischart Zoarces americanus. Durch diese zwei Gene produzieren die gv-Lachse mehr Wachstumshormone. Anstatt nach drei Jahren wird die Schlachtreife nach 16 bis 18 Monaten erreicht. Der Antrag wurde 1995 in den USA gestellt, und die von der FDA geforderten Sicherheitstests wurden absolviert (gv-Lachse sind laut FDA genauso sicher wie andere Lachse). Unter anderem musste (sollte! Aber wie?) sichergestellt werden, dass die gentechnischen Veränderungen stabil bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben. Alle Tiere seien zudem weiblich und steril und sollen in abgeschlossenen Tanks gehalten werden, so dass eine unerwünschte Auskreuzung (theoretisch) nicht möglich ist.[11][12]

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat am 19. November 2015 somit erstmals ein genverändertes Tier als Lebensmittel zugelassen. Der Speisefisch mit dem Namen AquAdvantage Salmon wird von der US-Firma AquaBounty Technologiesgezüchtet. Der transgene Lachs ist binnen 16 bis 18 Monaten ausgewachsen. Ohne Genveränderung dauert dies beim Atlantischen Lachs 30 Monate. Das US-Unternehmen betreibt Aufzuchtstationen in Kanada und Panama.[13]

 

Fisch des Jahres 2018

Dreistachliger Stichling

 

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Foto: © Herbert Frei
Hinweis:
Das Foto darf unter Nennung des Bildautors (© Herbert Frei) und nur im Zusammenhang mit der Pressemitteilung zum Fisch des Jahres honorarfrei verwendet werden.

Pressemitteilung

Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Angelfischerverbandes e.V. (DAFV), des Verbandes Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN):

Artenschutz/Fisch des Jahres 2018

Dreistachliger Stichling: winziger Fisch mit großer Bedeutung
●        Fisch des Jahres 2018 gewählt
●        Biologisch und wissenschaftlich sehr interessant
●        Außergewöhnliches Brut- und Wanderverhalten

Bonn/Berlin, 14. November 2017: Der Dreistachlige Stichling ist Fisch des Jahres 2018. Gewählt wurde er vom Deutschen Angelfischerverband e.V. (DAFV) gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST).

Mit dem Dreistachligen Stichling (Gasterosteus aculeatus) fällt die Wahl auf eine besondere Kleinfischart, die vor allem aufgrund ihres charakteristischen Aussehens und einzigartigen Brutverhaltens zu den bekanntesten heimischen Fischarten gehört. Der Dreistachlige Stichling ist eine von vielen Fischarten, die ein außergewöhnliches Laichverhalten zeigen. Auch jährliche Laichwanderungen gehören dazu.

Mit der Wahl zum Fisch des Jahres wollen DAFV, BfN und VDST zeigen, dass auch Kleinfischarten wie der Dreistachlige Stichling besondere Aufmerksamkeit verdienen. Sie wollen deutlich machen, dass sich hinter Fischarten wie dem Dreistachligen Stichling einzigartige Lebens- und Verhaltensweisen verbergen und damit den Blick für die vielen Besonderheiten unserer heimischen Fischfauna schärfen.

Hintergrund

Mit einer durchschnittlichen Gesamtlänge von fünf bis acht Zentimetern gehört der Dreistachlige Stichling zu den kleinsten heimischen Süßwasserfischen. Seine Verbreitung reicht von den küstennahen Gewässern bis in den alpinen Raum. Es wird zwischen einer stationären Süßwasserform und einer wandernden Form unterschieden, die jährlich aus ihren marinen küstennahen Lebensräumen zum Laichen in die Unterläufe der Flüsse zieht. Im Salzwasser halten sich Dreistachlige Stichlinge insbesondere im Schutz ufernaher Unterwasserpflanzen auf. In den Binnengewässern werden pflanzenreiche Flachwasserzonen in Seen bzw. langsam fließende sommerwarme Fließgewässer bevorzugt.

Der als Schwarmfisch lebende Stichling verändert sein Verhalten zur Laichzeit grundlegend. Die Männchen suchen dann im ufernahen Flachwasser Brutreviere und verteidigen sie vehement gegenüber Artgenossen. Auch das Erscheinungsbild ändert sich. Die Brust färbt sich rot, der Rücken blaugrün und die Augen funkeln silberblau. Mit diesem „Hochzeitskleid“ signalisieren sie den Weibchen ihre Fruchtbarkeit. Innerhalb kurzer Zeit baut das Männchen aus Pflanzen- und Algenmaterial ein Nest auf dem Gewässerboden. Nähert sich nach vollendetem Nestbau ein laichbereites Weibchen, lockt das Männchen es mit ruckartigen Bewegungen, dem so genannten „Zick-Zack-Tanz“ ins Nest, wo es zur Eiablage kommt.

Nachdem das Weibchen das Nest verlassen hat, schwimmt das Männchen ins Nest und befruchtet die Eier. Das Weibchen verlässt das Revier und das Männchen übernimmt die Brutpflege. Mehrere Wochen beschützt das Männchen die Jungfische, bis mit zunehmender Größe der Jungfische der Pflegetrieb des Männchens langsam erlischt, und es seine auffälligen Körperfärbungen wieder verliert. Das auffällige Balzverhalten des Stichlingmännchens mit den nachfolgenden Instinktbewegungen von Männchen und Weibchen haben den Stichling zu einem einzigartigen Untersuchungsobjekt für die Verhaltensbiologie gemacht.

Weitere Informationen erhalten Sie:

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Hauptgeschäftsstelle Berlin
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Siemensstr. 11-13, 63071 Offenbach/Main
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